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Trauer

Der Weg aus einer schweren, manchmal scheinbar unlösbar schweren Situation heraus braucht viel Zeit, muss gelebt und erlebt werden, muss manchmal auch einfach ausgehalten werden. Sicherlich ist es unterschiedlich, wie Menschen schwierige Lebenssituationen meistern, ob die Bewältigung laut oder leise erfolgt, innerlich mit sich selbst abgemacht oder offen nach außen getragen wird. Aber immer erfordert es Beistand und Unterstützung. Ganz gleich, ob der Beistand nun von Menschen geleistet wird, durch Freundschaft, Gespräch, psychologische Beratung oder aber durch göttlichen Beistand über die Religion, den Glauben, in den verschiedenen Formen wie Gebet, Gottesdienst, Anrufung von Engeln, Heiligen usw. oder auch über Möglichkeiten, die Naturreligionen oder Esoterik bieten – immer ist Unterstützung erforderlich. Und selbst der erleuchtete Yogi, der sein Leben meditierend unter einem Baum verbringt, greift zurück auf die Macht und Kraft des Universums oder der diversen Götter, die seine Religion bietet.

Für mich ist die Anwendung von Ritualen eine wunderbare Möglichkeit, das Leid, den Kummer und die möglicherweise auch destruktiven Gedanken und Gefühle zu bewältigen. Aber es muss auch nicht immer gleich die ganz große Katastrophe wie der Tod eines geliebten Menschen sein, bei dem Rituale hilfreich und nützlich sind. Manchmal trägt ein Ritual zur Klärung einer Situation bei oder wirkt einfach wie ein Pflaster auf einer Wunde.

Nach dem Tod eines wichtigen Menschen allerdings bleibt Leere zurück, die wieder gefüllt werden muss. Nichts ist, wie es einmal war. Das Leben muss neu geordnet werden. Und es ist schwer, im Leben wieder einen Sinn zu finden bzw. dem Leben wieder einen Sinn zu geben. „Trauernde mögen sich hilflos fühlen, sie sind jedoch nicht kraftlos, im Gegenteil! Aber sie brauchen Möglichkeiten, sich auch mit negativen Gefühlen auseinander zu setzen und sie zu akzeptieren. Sie brauchen Möglichkeiten, ihre Energie in Handlungen umzusetzen. Das löst Erstarrung und bringt Prozesse in Gang“ (Bödiker/ Theobald ‘Trauer-Gesichter‘). Und eine dieser Möglichkeiten ist das Ritual.

Wie oft erlebt man/ frau, dass sich Gefühle nicht über den Verstand beherrschen lassen, dass es nicht nützt, sich in fachärztliche Behandlung zu begeben. Wie wirksam es sein kann, ins Handeln zu gehen. Wie gut, wenn der Gedanke kommt, einen anderen Weg als den des Verstandes zu suchen. Das rationale Denken ist nur eine ganz kleiner und beschränkter Aspekt des menschlichen Seins. (Selbstverständlich hat das klare, analytische Denken seine Berechtigung – es ist wesentlicher Bestandteil unserer heutigen Welt. Trotzdem gibt es Zeiten, Ereignisse, wo zu viel Denken stört.)

Wenn ein Mensch trauert, benötigt er Unterstützung, der Mensch braucht einen anderen Menschen, der ein Stück des Weges mit ihm geht. Und eine Möglichkeit des Mitgehens ist es, gemeinsam Rituale abzuhalten. Aus eigener Erfahrung und weil ich es schon oft gehört bzw. gelesen habe, kann ich sagen, dass Rituale, die allein durchgeführt werden ganz sicher eine starke Wirkkraft haben. Allerdings ist es leichter und auch kräftigender, wenn diese Handlungen in Gemeinschaft durchgeführt werden. In einer solchen persönlichen Ausnahmesituation wie es ein Trauerfall darstellt, ist es selbst für den mit der Ausübung von Ritualen vertrauten Menschen leichter, ein heilsames Ritual in der Gemeinschaft mit anderen Menschen zu erleben. „Die Konfrontation mit Tod und Trauer und die (sich selbst gegebene) Erlaubnis, öffentlich mit anderen trauern zu dürfen, hatte für viele Betroffene offensichtlich heilende Kraft.“ schreiben Bödiker/ Theobald in ‘Trauer-Gesichter‘. An dieser Stelle des Buches wird am Beispiel des Todes und der damit verbundenen öffentlich stattfindenden Feierlichkeiten und Beileidsbezeugungen von Prinzessin Diana beschrieben, dass es eine ganze Reihe von jahrelang an Depressionen Erkrankter gab, die nach dem Erleben und Zulassen von Todes- und Trauergefühlen, als geheilt entlassen werden konnten.